Quantcast
Channel: BEATPUNK WEBZINE » Yage
Viewing all articles
Browse latest Browse all 2

»Ich habe mich entschlossen weiterzumachen«

$
0
0

Vor die Frage gestellt, für welchen Labelkatalog wir ohne zu zögern unsere Liebsten verhöckern würden, käme als konsentierte Antwort im Hause Beatpunk wohl am Ehesten Nova Recordings zur Sprache. Nach grandiosen Veröffentlichungen von Eniac, Yage, Breather Resist, Hot Cross oder Kurt gilt Nova eindeutig als geschmackssichere Adresse in Sachen Postcore und Screamo. Weil sich jüngst Krisenerscheinungen bei der Kölner Ich-AG breit gemacht haben, war es eindeutig Zeit für ein Interview mit Nikita, der sich für oben genannte Veröffentlichungen verantwortlich zeichnet. Dennis, übernehmen sie.

Beatpunk Webzine (Dennis): Warum hast Du ein Label und einen Mailorder aufgemacht? Ging es darum, Bands zu veröffentlichen, die sonst nicht rausgekommen wären, oder hast Du nach einer dieser vielbeschworenen Subkulturnieschen Ausschau gehalten, in denen sich im Kapitalismus halbwegs erträglich überwintern lässt?
Nikita: Das Label wurde 1999 gegründet um eine 7« der eigenen Band rauszubringen und Musik von Menschen mit denen ich befreundet war. Am Anfang habe ich das zusammen mit dem Oliver gemacht und mehrere split Releases veröffentlicht (Nova/Carrera Sound (später Earthwatersky) von Bands aus unserem Umfeld (Yage, Kubiak, Kitkoma, Wilbur Cobb, Oliver Twist etc.), dann wollte aber jeder sein Ding machen und wir haben beschlossen Platten unabhängig voneinander rauszubringen. Die Idee mit dem Label hatte ich schon länger und das mit dem Release der eigenen Band war eine gute Gelegenheit um es ins Leben zu rufen. Die Hauptmotivation bestand wie auch schon oben erwähnt darin, befreundeten Bands ein Forum zu bieten. Es gab keine finanziellen Interessen und ich war froh wenn ich nicht allzuviel Geld verloren hatte. Der Mailorder ist ein paar Jahre später durch den regen Tauschhandel entstanden, den ich mit anderen kleinen Labels betrieben habe. Mittlerweile ist das Label auf Eis und ich kümmere mich ausschliesslich um den Mailorder und Grosshandel, die ich innerhalb der letzten 2–3 Jahren ausbauen konnte.

Was sind Deine bislang größten Erfolge mit Nova, sowohl kommerziell als auch persönlich? Wie wichtig sind Dir kleine Geheimtipps und persönliche Faves?
Kommerzielle Erfolge mit dem Label blieben ziemlich aus, die meistverkauften Scheiben waren die CDs von Yage und Lack (je ca. 3000 st.), Auflagen anderer Veröffentlichungen kamen nie über 1000 Stück. Als den grössten persönlichen Erfolg sehe ich die Tatsache, daß NOVA so lang bestehen konnte, wo viele andere kleinen Labels aus finanziellen und persönlichen Gründen aufgehört haben. Und eben das Wissen, daß ich mir über die Jahre aneignen konnte, ich habe viel gelernt und lerne immer noch mit jedem neuen Tag. Was Geheimtipps und Faves angeht, nun, ich möchte keine Platte irgendwie besonders hervorheben, jede Veröffentlichung dokumentiert die Entwicklung des Labels und meinen »state of mind« zum gegebenen Zeitpunkt.

Vor kurzem hast Du wahrscheinlich nicht nur uns mehr als einen Schreck versetzt, mit der Info dass es um Nova ausgesprochen schlecht steht und Du mit dem Gedanken spielst alles hinzuwerfen. Was war der Anlass für die Misere?
Ich hatte schon einige »Hochs« und »Tiefs« in den letzten Jahren und auch glückliche Zufälle die auf eine wundersame Art und Weise den Fortbestand ermöglicht hatten. Der Hauptgrund für mich war, daß es immer schwieriger wurde die finanzielle Balance zu halten. Es gab einfach keine Relation zwischen dem Zeit‑ und Energieaufwand und der finanziellen Entschädigung. Dadurch daß ich mehr und mehr zu tun hatte, konnte ich irgendwann den Spagat zwischen Studium/Job und NOVA nicht mehr machen und habe mich entschlossen den Sprung ins kalte Wasser zu machen und habe das Studium abgebrochen und den Job gekündigt, in der Hoffnung daß ich irgendwie über die Runden kommen kann. Das ganze ist zu einem Vollzeitjob geworden und irgendwann hatte ich das Gefühl in dem ganzen zu ersticken und gar keine Zeit für irgendwas anderes zu haben, und gleichzeitig wusste ich teilweise immer noch nicht, wie ich die ganzen Rechnungen, Miete, etc. bezahlen sollte. Das gab mir den Anlass die Situation zu überdenken und ich habe mit dem Gedanken gespielt alles hinzuschmeissen, da ich nur gejammert und mich nur mit diesem Thema beschäftigt habe. Ich habe mir viele Gedanken gemacht, was die Gründe für die Misere waren und habe auch einige gefunden, wie z.b. eine zu lockere Zahlungsmoral der »Kunden«, grosszügige Zahlungsziele und Preise, die viel zu niedrig kalkuliert waren. An manchen Platten aus dem Mailorder habe ich nichtmal einen Euro verdient, da ich sie günstig halten wollte. Ich musste einfach langsam einsehen, daß Idealismus nicht unbedingt mit Selbstausbeutung und –aufopferung gleichzusetzen ist.

Gibt es diesbezüglich was Neues zu vermelden? Wir hoffen ja sehr, dass es irgendwie weiter geht.
Ich habe mich entschlossen weiterzumachen und dabei einiges zu überdenken und aktiv etwas gegen die miserable Situation zu unternehmen, wie z.b. Preise anders kalkulieren, etwas mehr auf die finanzielle Seite zu achten, etc. … Alles ist immer noch sehr »wackelig«, aber ich bin optimistisch, daß es dieses mal auch klappt.

Die Antriebskraft für uns ein Fanzine zu machen, ist vorrangig die Leidenschaft zur Musik und die Auseinandersetzung damit. Wenn Du Gruppen für Nova auswählst, kannst Du trotz Deiner Angebundenheit ans Business noch näher auf die Bands eingehen und Dich mit einer Platte identifizieren, oder bleibt für solche idealistischen Restposten keine Zeit mehr und sie erledigen sich von selbst?
Die Antriebskraft Platten rauszubringen war für mich nicht viel anders, ich wollte grossartige (subjektiv) Platten veröffentlichen und hoffte auf Zuspruch. Die finanzielle Seite wurde regelmässig vernachlässigt, was unter anderen auch ein Grund ist, warum ich mit dem Label aufgehört habe. Ich bin mit der Zeit immer kritischer und wählerischer geworden, meine eigenen Ansprüche an Bands sind gestiegen, ich konnte mich nicht mehr so schnell für sie begeistern, zumindest nicht meht so stark, daß ich Platten von ihnen rausbringen wollte. Und da sich die Sachen auch eher mässig verkauft haben und mir der Ehrgeiz und finanzielle Mittel fehlten um sie stärker zu vermarkten, sprich mehr Promotion/Werbung, grösserer Vertrieb etc., konnte ich das irgedwann nicht mehr tragen und habe beschlossen das Geld was reinkommt in die Anschaffung von Platten für den Mailorder und Vertrieb zu investieren anstatt noch mehr selbst rauszubringen.

Neben den Nova Geschichten hast Du immer noch den Vertrieb für Labels wie Hyperrealist und Level Plane in Europa aufgezogen. War oder ist es besser, sich risikolos für andere Veröffentlichungen ins Zeug zu legen oder anders gefragt, stehst Du hinter diesen Platten oder ziehst Du Dich auf so’ne Business-Position zurück?
Ich habe zur Zeit über 70 verschiedene Labels im Vertrieb, mit keinem dieser Labels arbeite ich »exklusiv«. Ich stehe hinter diesen Platten genauso viel oder wenig wie hinter dem Mailorderprogramm. Angefangen hat es mit mehreren unglücklichen Versuchen vor ein paar Jahren einen Vertrieb für meine Sachen zu finden, es hat sich nichts richtiges ergeben, womit ich zufrieden sein konnte und da habe ich beschlossen das selbst in die Hand zu nehmen. Dann kamen ein paar befreundete Labels dazu, wie auch Level Plane, für die ich eine zeitlang Platten hier in Europa gepresst habe, irgendwann wurde es dann mehr und mehr … der Grundgedanke des Vertriebs/Grosshandels ist es Platten von vielen kleineren Labels gleichzeitig anbieten zu können, damit verschiedene Sachen aus einer Quelle bezogen werden können und Mailorder, Läden, Distros etc. die Möglichkeit haben regelmässig Neuerscheinungen kleinerer Labels zu verkaufen, ohne den Aufwand zu haben 2 CDs oder 7″s von jedem dieser Labels einzeln bestellen zu müssen. Mittlerweile biete ich auch Releases grösserer Labels an und kann sie durch Importe günstiger abgeben, als beispielsweise manche »exklusiven« Grossvertriebe hierzulande, was für kleinere Distros und KonzertverkäuferInnen eine recht erfreuliche Sache ist, wie ich denke.

Auf Deiner Homepage schreibst Du von einer Fusion mit Wild Zero, um eine unabhängige Booking Agentur zu gründen. Was hat es damit auf sich?
Ich habe schon länger mit dem Gedanken gespielt wieder Touren zu buchen (habe das am Anfang für Labelbands gemacht). Bands, die ich persönlich super fand, kamen irgendwie nie auf Tour und da wir mit Yage viel getourt sind und die Touren selbst gebucht haben – was gut geklappt hat – hatte ich daran gedacht, daß mal wieder zu versuchen und Bands anzuschreiben, die ich gern hier sehen würde. Felix von Wild Zero hat auch schon ein Paar touren gebucht und als ich ihm erzählt habe, daß ich überlegte Booking zu machen, war er sehr enthusiastisch und hat vorgeschlagen das zusammen unter einem Namen zu machen. Es gab einige kritischen Stimmen, daß es schon zu viele Bookingagenturen gibt, zu viele Bands und nicht genug VeranstalterInnen, und das letzte was die Welt noch braucht, wäre noch mehr Leute die Touren buchen. Kann ich nachvollziehen, andererseits gibt es auch schon genug Bands, Label, Platten etc. und so weiter. Wir werden nur Bands machen, die wir richtig gut finden und ich denke, daß diese Bands genauso eine »Berechtigung« zu touren haben, wie auch andere tourende Bands. Nicht mehr und nicht weniger. Außerdem wird es von meiner Seite nicht so viel werden, da ich einfach nicht so viel Zeit habe. Ich verstehe, daß die Masse an Konzerten das ganze zu einer Routine werden lässt und das weniger Publikum zu Konzerten erscheint, da die Auswahl an Veranstaltungen grösser wird. Meine Motivation wäre aber auch Menschen dazu zu bewegen Konzerte zu veranstalten, wo vielleicht nicht so viel passiert und mehr Begeisterung möglich ist. Also, mal abwarten wie sich alles entwickelt. Info und aktuelle Tourdaten gibt es auf: www.paperandironbooking.com.

Das letzte Album unserer Redaktionslieblinge Circle Takes The Square wurde ebenfalls mit Hilfe von Nova veröffentlicht. Werdet Ihr mit der neuen Bookingagentur auch so eine Band nach Deutschland holen, oder stehen erstmal kleinere Sachen auf Eurem Zettel?
Es gibt schon Menschen/Booker die mit der Band in Kontakt waren und ich sehe keine Notwendigkeit von meiner Seite, daß es über uns laufen muss. Natürlich würden wir nach Möglichkeit auch Bands buchen, die auf befreundeten Labels Platten veröffentlichen, aber wie gesagt, es gibt Menschen die viele dieser Bands schon auf Tour nach Europa gebracht haben und gute Arbeit geleistet haben (z.b. selma booking und trapdoor tourz).

Du hast ja auch bei Yage die Gitarre gezupft, einer tollen Screamo Band, die sich leider aufgelöst hat. Ich hab gehört, dass ihr noch ein paar Aufnahmen im Schrank habt. Wird es noch sowas wie eine Abschieds-Single geben?
Die Aufnahmen sind halb-fertig und momentan ist nocht nicht klar, ob sie überhaupt noch fertiggestellt werden. Die Band hat sich im Agust 2004 aufgelöst und mir fällt es schwer, Zeit und Energie in etwas zu investieren, was keine Zukunft hat, ich denke den anderen geht es ähnlich. Also ist es noch offen, ob die Aufnahmen abgeschlossen und veröffentlicht werden.

In Deutschland ist im Pop‑ und Mainstreambereich momentan ein gewisser Trend auzumachen, hin zur eigenen nationalen und kulturellen Identität, in Abgrenzung zum amerikanischen Schrott, der angeblich die Kulturlandschaft überschwemmt. Auch die Forderung nach einer Quote für heimische Klänge kommt immer wieder mal hoch. Kannst Du so ein Verlangen nach explizit »deutscher Musik« nachvollziehen oder bist Du für freies Fluten?
Die Tendenz ist sehr erschreckend und das so ein Mist wie »wir sind wir« (nur als Beispiel) so ein breites Forum bekommt, zeigt, daß die Nachfrage und Sehnsucht nach einer kulturellen Identifikation mit D‑ immer stärker wird. Die Diskussion um die Deutschquote ist nichts neues, wird aber infolge von sich häufenden Bezügen von Musikern und ihren Fans auf »Heimat«, »geistiges Erbe« etc. pünktlich neu aufgerollt. Doppelt so traurig ist dann, daß es bei den wenigen Versuchen dagegenzusteuern, eine Reaktion wie die vom Schreiber des Ox-Fanzines in seinem Review über den »I Can’t Relax in Deutschland«-Sampler hervorgerufen wird (wer mag, kann’s nachlesen)

Hälst Du so eine Entwicklung in der Punkrock/Hardcore-Szene ebenfalls für möglich oder ist Punk gegenüber einer Identifikation mit Nation resistent?
Natürlich ist es auch in der Punk/HC-Szene möglich und schon teils vorhanden. All die Unheile dieser Welt und Sachen, die in einer Gesellschaft schiefgelaufen sind, wie Sexismus, Rassismus, Homophobie, Nationalismus, Antisemitismus, religiöser Fanatismus etc. haben ein wunderbares Zuhause in der Punkszene gefunden. Zwar vielleicht nicht so verstärkt wie in der Welt »da draussen«, aber wer behauptet, daß es nicht der Fall ist lügt. Um ein paar traurige Beispiele zu nennen, seien folgende Seiten erwähnt: www.conservativepunk.com oder www.christianpunks.com etc.

Was ist denn Deiner Meinung nach noch zu erwarten von einer Szene, die sich zwar links nennt, in der die eigenen Ressentiments jedoch gehegt und gepflegt werden und die wenigsten einer Auseinandersetzung mit Antismeitismus und Nationalismus etwas abgewinnen können? Ist es nicht um so bedenklicher, daß in den verschiedenen Gazetten Chaoten wie z.B. Jan Eckhoff im Ox sich um Deutschland Sorgen machen und ihren Hass auf Amerika in jedem Nebensatz formulieren? Zwar wird niemand gezwungen so etwas zu lesen oder ernst zunehmen, aber da werden ja auch Meinungen gemacht, die sich dann auf Konzerten usw. wiederspiegeln, oder?
Natürlich ist es bedenklich. Besonders traurig ist es, wenn jüngere Menschen die z.b. das OX lesen und für die es sowas wie ein Sprachrohr der HC/Punk Szene ist, ihre Meinung mit Hilfe von solchen Artikeln und Aussagen bilden.
Was von dieser Szene zu erwarten ist? Ich weiss es nicht, da diese mittlerweile so gespalten ist, daß Welten dazwischen liegen. Vieles was unter Punk/HC läuft ist mir einfach total fremd, musikalisch als auch inhaltlich, also bin ich mir nicht sicher, ob ich mich mit dem Begriff »Szene« und mit der Szene selbst (wo fängt sie an, wo hört sie auf?) genug identifizieren kann um diese Frage zu beantworten.

Letzte Frage: Is Punk Dead Yet?
Tja, ich denke dass CRASS diese Frage schon vor längerer Zeit auf ihre charmante Art und Weise beantwortet haben :)

»Punk Is Dead«

Yes that’s right, punk is dead,
It’s just another cheap product for the consumers head.
Bubblegum rock on plastic transistors,
Schoolboy sedition backed by big time promoters.
CBS promote the Clash,
But it ain’t for revolution, it’s just for cash.
Punk became a fashion just like hippy used to be
And it ain’t got a thing to do with you or me.

Flattr this!


Viewing all articles
Browse latest Browse all 2

Latest Images

Pangarap Quotes

Pangarap Quotes

Vimeo 10.7.0 by Vimeo.com, Inc.

Vimeo 10.7.0 by Vimeo.com, Inc.

HANGAD

HANGAD

MAKAKAALAM

MAKAKAALAM

Doodle Jump 3.11.30 by Lima Sky LLC

Doodle Jump 3.11.30 by Lima Sky LLC

Trending Articles


Ang Nobela sa “From Darna to ZsaZsa Zaturnnah: Desire and Fantasy, Essays on...


Lola Bunny para colorear


Dino Rey para colorear


Girasoles para colorear


Dibujos de animales para imprimir


Renos para colorear


Dromedario para colorear


Love Quotes Tagalog


Long Distance Relationship Tagalog Love Quotes


RE: Mutton Pies (mely)


Gwapo Quotes : Babaero Quotes


Kung Fu Panda para colorear


Libros para colorear


Mandalas de flores para colorear


Dibujos para colorear de perros


Toro para colorear


mayabang Quotes, Torpe Quotes, tanga Quotes


The business quotes | Inspirational and Motivational Quotes for you


Love Quotes Tagalog


Mga Tala sa “Unang Siglo ng Nobela sa Filipinas” (2009) ni Virgilio S. Almario





Latest Images

Pangarap Quotes

Pangarap Quotes

Vimeo 10.7.0 by Vimeo.com, Inc.

Vimeo 10.7.0 by Vimeo.com, Inc.

HANGAD

HANGAD

MAKAKAALAM

MAKAKAALAM

Doodle Jump 3.11.30 by Lima Sky LLC

Doodle Jump 3.11.30 by Lima Sky LLC